So sozialistisch prüde wie noch vor drei Jahrzehnten oder so doppelt moralinsauer wie noch heute ging man in China nicht immer mit Homosexualität um. Eher verhielt man sich Schwulen gegenüber chinesisch-pragmatisch: ein kleiner Teil der Bevölkerung „tickt halt anders“ – na und?
Von 25 Kaisern der Hanzeit sollen mindestens zehn (auch) männliche Geliebte gehabt haben. Von Han-Kaiser Ai Di erzählt die Legende, er sei eines Tages erwacht und habe bemerkt, dass der lange Ärmel seines Gewandes unter den Körper seines Geliebten geraten war, der fest weiterschlief. Um ihn nicht zu wecken, schnitt er sich den kostbaren Ärmel ab. Seither steht der «abgeschnttene Ärmel» als Symbol für aufrichtige gleichgeschlechtliche Liebe.
In der Volksrepublik hat sich in den letzten Jahren für Schwule die (Selbst-) Bezeichnung „Genossen“ und seit Lee Angs Film „Brokeback Mountain“ („ge- brochenes Kreuz“) durchgesetzt. Auch das weist auf einen gelassenen Umgang mit dem Phänomen hin. (GB) – Ausgabe 2 – Juli 2011