Ausgabe 18 – Dezember 2012
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Neue Gesichter, neues Programm
Der 18. Parteitag: Die KP Chinas hat sich neu aufgestellt – auch personell
PEKING – Der Generationswechsel an der Spitze der KP Chinas war erwartet worden, und doch brachten die einwöchigen Beratungen des 18. Parteitages eine Reihe an Überraschungen. Etwa, als der scheidende Generalsekretär Hu Jintao die über 2.000 Delegierten in sehr deutlichen Worten an die Erwartungen erinnerte, die die Bevölkerung an die Partei hat. Daraus ergebe sich eine große Verantwortung angesichts der bevorstehenden beispiellosen großen Aufgaben und Herausforderungen, so Hu Jintao am Ende seiner Amtszeit. Für eine Überraschung sorgte auch der neue Generalsekretär Xi Jinping nach seiner Wahl an die Parteispitze, als er in freier Rede erste Aufgaben umriss, die vor ihm und dem neuen siebenköpfigen Führungsteam liegen. Die Entscheidung, dass fortan nur noch sieben statt der bislang neun ständigen Politbüromitglieder die Führungsspitze bilden, war am Ende des Parteitages getroffen worden.
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Weitere Artikel zum 18. Parteitag auf Seite 4
Einsichten: Stimmen und Stimmungen zum 18. Parteitag
Aus den Blogs: Hallo Xi Kinping, welches Sternzeichen bist Du?
Nicht in der Zeitung: Shoppingtour
Ein Blogger schreibt über seine Erwartungen an den Parteitag veschlüsselt als Shoppingtour
Manchmal ist erst auf den zweiten Blick der Sinn eines Postings in den chinesischen Microblogs erkennbar. So auch hier, wo ein Pekinger Student eine Shoppingtour mit seiner Freundin schildert. Der Parteitag ist voll im Gange und die Zahl 18 in dem Posting gibt einen Hinweis, worauf sich die Geschichte eigentlich bezieht.
„Heute habe ich zum 18. Mal meine Freundin beim Einkaufen begleitet. Jedes Mal, wenn meine Freundin einkaufen geht, neigt sie dazu, übermäßig ernst und nervös zu sein. Es bringt den normalen Ablauf meines Lebens durcheinander. Wenn sie ihre Einkaufspläne macht, kann ich immer nur drei Tage im Voraus planen. Wenn ich in der Zeit auf eine Geschäftsreise gehen will, brauche ich ihre Zustimmung. In diesen Tagen sitze ich nun wieder mal wie auf heißen Kohlen und bete darum, dass ich nichts falsch mache und ihre gute Einkaufslaune verderbe.“…
Was der Mann während des Shoppings mit seiner Freundin erlebt, erinnert an so manche Parteiquerele und Vorsichtsmaßnahme während des Parteitages. Zum Beispiel, wenn er beschreibt, wie ihm seine Freundin das Chatten während der Tour verbietet und ihm damit droht, seinen Account bei Weibo (das chinesische Twitter) zu schließen. Zum Schluss heißt es:
„Entgegen all der Probleme, die meine Freundin mir gemacht hat, hat sie doch Fortschritte gemacht. Sie hat immer noch Fehler, aber sie wird offener meiner Kritik gegenüber. Ich kenne sie schon seit ihrer ersten Shoppingtour. Es hat schöne Momente gegeben, aber auch Zeiten der Verzweiflung. Sie hat mich mal schrecklich gequält und mein Leben schlimmer als den Tod gemacht. Sie hat es aber auch auf sich genommen, mir zu helfen, wenn Katastrophen über mich hereinbrachen.
Wie wird unsere Zukunft aussehen? Sie hat mir schon oft gesagt, dass sie eine „liebevolle Mutter“ sein möchte. Aber soweit es mich betrifft, werde ich sie nur heiraten, wenn sie gewillt ist, mir zuzuhören, wenn sie weniger Eitelkeit zeigt und wenn sie nicht mehr Angst davor hat, ihre eigenen Fehler zu sehen. Wann wird das sein?
Manche Leute mögen sagen: „Was hast du denn? Du hast doch nicht Angst, dass sie dich fallen lassen wird?“ Ich mache mir darum keine Sorgen. Ich kenne sie schon so lange, und egal, wie sie mich behandelt, sie betont doch immer, dass sie meine Freundin ist. Warum? Ich denke, es ist, weil sie ohne mich ihre Seele verliert.
Dies ist das 18. Mal, dass ich meine Freundin beim Einkaufen begleitet habe.“
Seite 3: Die andere Stimme aus China
Die USA expandieren im eigenen Interesse in Ostasien
Meinung chinesischer Medien zur Wiederwahl von Barack Obama
Seite 6: Lifestyle
Nummer 11 oder die neue Mona Lisa

Von Wolfgang KUBIN
Ich mag chinesische Frauen. Sie sind schmuck anzusehen. Dagegen mag ich weniger chinesische Männer, sie sind oft zu dick, zu nachlässig gekleidet, ihre Umgangsformen lassen zu wünschen übrig, es sei denn sie sind Dichter. Als gut aussehende, gut gekleidete, manierliche Poeten haben sie jedoch heutzutage geringe Chancen, beim schönen Geschlecht Gehör zu finden. Sie rangieren mittlerweile bei Umfragen an erster Stelle, wenn es darum geht, den Typ von Mann zu bestimmen, der für eine chinesische Frau als Heiratskandidat auf keinen Fall in Frage kommt. Das ist einmal anders gewesen, doch diese Zeiten sind längst vorbei und liegen bald bis zu dreißig Jahren zurück. Klagen wir nicht.
Will man sich ein Bild von diesen neuen Tatsachen machen, braucht man nur einen Blick in die vielleicht erfolgreichste Schau des chinesischen Fernsehens zu werfen, die sich dem Thema „Mann sucht Frau, Frau sucht Mann“ jeden Samstag und Sonntag Abend widmet. Sie wird von der Provinz Jiangsu ausgestrahlt (Jiangsu weishi). Ich selbst sehe eigentlich nie Fernsehen, es sei denn es geht um Fußball oder Nachrichten. Doch ich untersuche seit langem auch Frauenbilder und habe dazu viel geschrieben. Was mir bei einer Sendung wie dieser auffällt, ist das Faktum, dass auch hier das weibliche Wesen nur im Plural auftritt. 24 Frauen werden aufgeboten, die triumphal Einzug in die Manege halten. Fünf Männer dürfen um sie werben, sie haben jedoch alle einzeln und nacheinander anzutreten.
Wie man sich leicht denken kann, ist das ein ungleicher Kampf. Die Männer erscheinen oft als Bubis, reden dauernd von Frau Mama und sind oftmals abgewählt, ehe die Vorstellung überhaupt vorbei ist. Ihre Niederlage scheint mir oft voraussehbar. Sie werden in einem solchen Fall nicht mehr mit einem spöttischen „Bye-Bye“ erabschiedet, sondern mit den gewaltigen Klängen der Carmina Burana, was mir gefällt. Unter den Bewerbern befinden sich selbstverständlich auch Poeten, deren Mut ich sehr bewundere.
Gegen die landläufige Meinung in der sinologischen Forschung bin ich der Auffassung, dass die chinesische Frau sehr stark ist, stärker als jeder chinesische Mann. Sie ist wie in diesem Fall selbstbewusst, prachtvoll gekleidet, humorvoll, intelligent, spritzig, kurz eine Freude für Auge und Ohr.
Warum treten Frauen wie hier im Plural auf? Warum ringt jeweils ein Mann um 24 Frauen? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Die Sache hat vielleicht mit dem Urinstinkt unserer Vorfahren zu tun: Jagen und gejagt sein wollen. Wie dem auch sei, die Schönen werden alle nur mit Nummern vom Moderator angeredet und der jeweilige Mann wählt nach dem Blick in die Runde eine Nummer unter den 24 Nummern. Eine wird dabei besonders viel aufgerufen: Nummer Elf. Das Ergebnis ist immer dasselbe: Kaum ist sie für die Ewigkeit erkoren, schon sagt sie: Wir können Freunde werden, aber ich kann nicht mit Dir gehen. Der abgeblitzte Mann trägt es mit Fassung, hat er doch eine Stunde lang etwas sehr Schönes lebendig sehen können, was ihm ansonsten nur noch unnahbarer in seinen einsamen Stunden auf der Mattscheibe begegnet.
Nummer Elf tritt immer in einem langen blauen Kleid auf. Sie befragt die Kandidaten wenig, meist schweigt sie und lächelt, lächelt wie Mona Lisa. Wünsche ich mir, dass sie eines Tages doch jemanden, vielleicht gar einen Dichter, erhört? Eigentlich nicht, denn ich mag geheimnisvolle Frauen. Sie sind die Würze des akademischen Lebens und begegnen uns schon in der chinesischen Literatur spätestens seit den „Liedern des Südens“ (Chuci). Es sind die Göttinnen, die nahen, ohne zu nahen, und sich auf eine sanfte Sprache verstehen. Es ist diese Sprache, die ich einmal die Sprache der Liebe genannt habe, um derentwillen wir uns in die tägliche Schlacht begeben, denn ohne diese Sprache fehlte uns unser ganzes Leben.
Fussball wurde laut historischen Quellen in China erfunden
Von Christina GOOSMANN
Glaubt man einigen Quellen,so wurde Fußball im Reich der Mitte erfunden und zwar vor etwa 1000 Jahren in der Song-Dynastie von Eunuchen, die damals mit Bambusbällen gespielt haben sollen.
Vor diesem Hintergrund scheint es ziemlich verwunderlich, dass chinesischer Fußball heute kaum eine Rolle spielt. Die chinesische Fußball-National-Mannschaft war bei Weltmeisterschaften erst einmal 2002 dabei und auch einzelne chinesische Spieler sind in ausländischen Mannhaften nicht vertreten. Doch die wenig beeindruckenden Leistungen ihrer eigenen Spieler halten die Chinesen nicht da- von ab, eine fußballbegeisterte Nation zu sein. So wird kurzerhand über die Grenzen geschielt und per Satellitenschüssel europäischen Fußball-Ligen zugeschaut. Auch wenn den Spiele aufgrund der Zeitverschiebung in China mitten in der Nacht laufen. Die spanische Liga hatte als erste ein Einsehen mit ihren chinesischen Fans. In Spanien wird jetzt am Nachmittag gespielt, sodass in China spanischer Fußball zur besten Sendezeit läuft.
Wer jetzt neugierig wurde und ein chinesisches Fußballspiel ansehen möchte, versucht es besser bei den Damen. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen sind die chinesischen Fußballerinnen recht erfolgreich. So waren sie schon mehrfach Asien-Meister und 1999 sogar Vize-Weltmeister.
Seite 7: Wirtschaft & Finanzen
Neuer Weg für ausländische Re-Investitionen in China
Von Dr. Yiliang DONG
Am 22. Oktober 2012 ist die „Provisional Regulation on the Capital Contribution in the Form of Equity Involving Foreign-invested Enterprises“ in Kraft getreten, die vor kurzem von dem chinesischen Handelsministerium („MOFCOM“) erlassen worden ist („MOFCOM Verordnung“). Diese MOFCOM Verordnung bildet einen Meilenstein in der Lockerung der Einschränkungen für ausländische Investitionen auf dem Festland China („PRC“), indem sie die Zulässigkeit ausländischer Re-Investitionen mittels Sacheinlage von Beteiligung an einem existierenden chinesischen Unternehmen klarstellt.
Sacheinlage von Beteiligungen (in Englisch: „Capital Contribution in Equity“) bedeutet, dass die Beteiligung an einem bestehenden Unternehmen als Sacheinlage in ein neues oder anderes Unternehmen eingebracht wird. Nach chinesischem Gesellschaftsrecht war die Sacheinlage von Beteiligungen bis nach der zweiten Novelle des Gesellschaftsgesetzes im Jahr 2004 nicht zulässig. Die dritte Novelle erlaubt nun Sacheinlagen, wie z.B. von Rechten an geistigem Eigentum oder Landnutzungsrechten. Dies umfasst auch die Einbringung von Beteiligungen. Für die Umsetzung dieser Regelung erließ das Staatsamt für Industrie und Handel („SAIC“) am 14. Januar 2009 die „Measures for the Administration of the Registration of Equity Contribution“ („SAIC Measures“).
Obwohl SAIC und seine lokalen Pendants für die Eintragung ins Handelsregister zuständig sind, bedarf die Gründung oder Änderung eines Unternehmens mit ausländischer Beteiligung (in Englisch: „Foreign Invested Enterprises, FIE“) immer der vorherigen Genehmigung durch MOFCOM oder seine lokalen Pendants. Vor Erlass dieser Verordnung überprüfte und genehmigte MOFCOM die Anträge ausländischer Investoren auf Kapitaleinlage von Beteiligung auf Einzelbasis.
Die auf Basis der SAIC Measures erlassene MOFCOM Verordnung regelt weitere Details, insbesondere zum Anwendungsbereich, Beschränkungen der für Kapitaleinlagen zulässigen Beteiligungen, die Anforderung an die Übereinstimmung mit den bestehenden FIE-Regelungen sowie Dokumentations- und Verfahrensanforderungen.
Die MOFCOM Verordnung gilt, wenn inländische oder ausländische Investoren ihre Beteiligung an einem bestehenden PRC-Unternehmen als Sacheinlage einbringen, um ein neues FIE zu gründen, ein inländisches Unternehmen durch Kapitalerhöhung zu einem FIE umzuwandeln oder die Beteiligungsstruktur eines FIE durch Kapitalerhöhung zu ändern.
Im Hinblick auf die Zulässigkeit der Beteiligungen wiederholt die MOFCOM Verordnung die grundlegenden Regeln der SAIC Measures, d.h. die Beteiligungen sollen frei von Belastungen und Übertragungsbeschränkungen sein, wobei diese wie folgt beschrieben sind:
- · das Stammkapital des bestehenden Unternehmen ist noch nicht in voller Höhe eingezahlt worden;
- · die Beteiligung ist verpfändet;
- · die Beteiligung ist rechtlich verfügungsbeschränkt;
- · die Satzung des bestehenden Unternehmens verbietet die Übertragung der Beteiligung;
- · die Übertragung der Beteiligung unterliegt einer noch fehlenden behördlichen Genehmigung;
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Darüber hinaus verbietet die MOFCOM Verordnung:
- · Beteiligungen an einem FIE, das die letztjährige Jahresprüfung nicht durchgeführt oder nicht bestanden hat;
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Die Kapitaleinlage von Beteiligungen darf unter Zusammenrechnung mit anderen Sacheinlagen die Obergrenze von 70 % des gesamten Stammkapitals des investierten Unternehmens nicht überschreiten. Außerdem sind die bestehenden FIE-Vorschriften über die Beschränkung ausländischer Investitionen einzuhalten. Während für die Bewertung der PRC Beteiligung eine Begutachtung durch ein lizenziertes Bewertungsunternehmen in der VR China gesetzlich vorgeschrieben ist, dürfen die beteiligten Parteien auf der Grundlage des Bewertungsergebnisses den Umfang der als Gegenleistung ausgegebenen PRC Beteiligung und die Höhe der Einlage vereinbaren.
Die MOFCOM Verordnung reduziert damit die Liquiditätsbelastung ausländischer Investoren und fördert ausländische Investitionen durch die Erhöhung der Flexibilität von Beteiligungsstrukturen sowie bei der Umstrukturierung bestehender Unternehmen.
Seite 10: Aufwachen mit Kaffee aus China
China hat nicht nur erstklassige Tees zu bieten

KUNMING – Die südwestchinesische Provinz Yunnan ist berühmt für seine alten Städte, die malerische Landschaft, Tee und Tabak – und bald wohl auch für den hier produzierten Kaffee.
In einer riesigen Kaffeefarm in der Stadt Pu‘er im südwestlichen Teil von Yunnan werden in diesem Jahr geschätzte 36.500 Tonnen Kaffeebohnen mit einem Gesamtwert von 900 Millionen Yuan produziert. Bis 2016 soll der Ertrag sogar auf
100.000 Tonnen gesteigert werden. „Mit der steigenden Produktion von Kaffeebohnen hoffen wir, Kaffee aus Yunnan in verschiedenen Wirt- schaftsregionen verfügbar zu machen und ein gewichtigeres Wort bei der Preisgestaltung auf dem Weltmarkt mitzureden”, sagte Hu Lu, der Vizepräsident der Yunnan Cof- fee Association. „Chinesen denken, dass nur Kaffee aus dem Westen authentisch wäre”, sagte Liu Minghui, Generalmanager der Aini Coffee Group, der größten Kaffeemarke in Yunnan. Er stammt aus einer ländlichen Familie aus der Bergregion rund um Pu‘er. Lius früheste Erinnerung an Kaffee sind frische rote Beeren mit Zitronengeschmack, die er und seine jungen Freunde als Snack für zwischendurch pflückten.
Liu gründete eine Firma in New York und etablierte die Marke „Aini Coffee” im Jahr 1993. „Aini” ist der Name der ethnischen Gruppe, der er selbst angehört. Die Aussprache von „Aini” erinnert aber auch an „liebe dich” auf Chinesisch. Nach 20 Jahren im Geschäft ist Aini Coffee mittlerweile eine populäre Marke in den USA. Nachdem er in seiner Wahlheimat im Westen einen guten Ruf aufbauen konnte, wendet sich Liu nun dem chinesischen Markt zu. Liu und seine Kollegen bewirt- schaften eine eigene Plantage und stellen den einheimischen Bauern technische Unterstützung zur Verfügung, wodurch sich Qualität und Ertrag der Kaffeebohnen signifikant verbessert haben.
„Der Geruch ist nicht so intensiv wie bei ausländischen Marken, aber sehr speziell. Die Konsistenz ist fein und glatt, mit einem Geschmack nach Nüssen und Tabak, was ihn sehr angenehm macht”, schrieb beispielsweise ein User namens Yoyo in einem Kommentar im Internet. Doch der größte Vorteil von Kaffeebohnen aus Yunnan sei ihre Frische, fügte Xu hinzu.
china.com.cn
Seiten 12 + 13: Die Dong, Meister der Holzarchitektur
Vorstellung der Dong-Nationalität in Südchina

Themen:
Der Turm in der Mitte der Dörfer
Die Bedeutung der Bäume
Die Trachten
Frauen
Musik
Religion
Michelle Obama ehrt Programm zur Erhaltung des Kulturerbes der Dong-Nationalität
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Seiten 14, 15 + 16: Kultur & Wissen
China und das Christentum
China druckt 100-millionste Bibel
Pyramide des Orients, Mausoleum der Westlichen Xia
Prof. Stumpfeldt: Kontobücher für die Moral
Seite 19: Der Hamburg Summit
Europa und China brauchen eine strategische Partnerschaft

Von Helga VON DER NAHMER
Staatsschuldenkrise, Klimaherausforderungen, wachsende Rohstoffnachfrage, die „Global Players“ China und Europa stehen vor komplexen Aufgaben. Der fünfte „Hamburg Summit: China meets Europe“ hat hochrangige Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammengebracht, um sich Fragen globaler Herausforderungen zu stellen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Fachleute diskutierten über die gegenwärtige Weltwirtschaftslage, die Rolle Chinas und Europas, die Handelsbeziehungen zwischen der EU und China sowie die Liberalisierung des RMB (freie Konvertierung). Die Experten suchten nach umweltfreundlichen Lösungen für den Städtebau, ein gemeinsames Vorgehen von Unternehmen in beiden Regionen bei unvorhergesehenen ökonomischen und politischen Krisen. Einen bedeutenden Raum nahm dabei die Diskussion um den Zugang zu Rohstoffen ein. Während der Westen noch in den letzten Dekaden das Feld beherrschte, sind es nun die Schwellenländer, allen voran China. Europa hat ökonomische Macht und politischen Einfluss eingebüßt, das ist die bittere Wahrheit. Dies führt zu Spannungen zwischen der EU und China und schürt Ängste. Doch beide Seiten sind abhängig von Rohstoffreserven. Diese Abhängigkeit hat bislang zu einem Nullsummenspiel geführt bei Konflikten. Prof. Dr. h.c. Flassbeck, Direktor der UNCTAD, betonte, dass anstelle von künstlicher Konfrontation systematische Kooperation stehen müsse. R. Bütikofer verwies auf das 2010 errichtete „EU-China clean Energy Centre“. So könne es auch eine entsprechende Zusammenarbeit bei neuen Techniken zu umweltfreundlicher Rohstoffgewinnung geben. Europa und China brauchen eine strategische Partnerschaft. Intelligente Lösungen zu geringerem Rohstoffverbrauch, Wiederverwertung, Recycling und Rohstoffersatz können gemeinsam gefunden werden. Der chinesische Wissenschaftsminister Wan Gang äußerte sich zu diesem Thema auf eine ganz eigene Weise. „Wir werden eine neue Seidenstraße bauen, eine Brücke zwischen China und Europa“. Wan Gang, der in Clausthal Zellerfeld promoviert wurde und mit Freude an diese Zeit in Deutschland zurückdenkt, betonte, dass es für China eine Schlüsselaufgabe sei, zu einer innovationsgetriebenen Entwicklung zu gelangen, Forschung und Entwicklung zu fördern und eine umweltfreundliche Energieversorgung anzustreben.
Deutsche Bank Chef Jürgen Fitschen, dem 2012 der China Europe Friendship Award verliehen wurde, zeigte sich zuversichtlich, dass ein zweistelliges Wirtschaftswachstum in China auch positive Auswirkungen auf den europäischen Markt haben werde. Fritz Horst Melsheimer, Präses der Handelskammer, hob in seiner Begrüßungsrede hervor: „Beide Regionen müssen sich um nachhaltiges Wachstum und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit bemühen.“ Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz verkündete stolz das Ergebnis der Abstimmung in der Bürgerschaft, den großen Containerschiffen erhebliche Vergünstigungen zu gewähren; der Standort Hamburg soll attraktiv bleiben für chinesische Reedereien, trotz der Querelen um die Elbvertiefung.
„Wer hat Angst vor dem bösen Wolf“ statt „Power Talk“ hätte das Motto lauten können zu dem Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Henry Kissinger, routiniert moderiert vom Urgestein der Zeit Dr. Theo Sommer.
Der Altkanzler betont stets, dass „China das friedlichste Land der Weltgeschichte“ war und ist. „Die Chinesen haben niemals ein fremdes Land kolonisiert“, gab aber zu verstehen, dass Tibet und die Provinz Xinjiang eine Ausnahme bilden, wo ethnische Minderheiten unterdrückt werden. Sein alter Weggefährte und enger Freund aus politisch aktiven Zeiten, Henry Kissinger, äußerte sich etwas differenzierter. Trotz der augenblicklichen Spannungen mit Japan um eine Inselgruppe und der Einschätzung einiger seiner Landsleute in den USA, die China unter militärischen Gesichtspunkten analysieren, „Es gibt aber kein militärisches Problem.“ sagt Kissinger. Auf des Moderators Frage, ob sich China mit den neuen Männern an der Regierungsspitze ändern werde, antworteten die Veteranen eher verhalten. Kissinger und Schmidt sehen nicht so sehr Personen als Veränderer. Politische Entscheidungen werden auf dem Parteitag gefällt und sind längst entschieden. Reformen könnten eher noch aus einer allmählich heranwachsenden Mittelschicht kommen. Der EU-Handelskommissar Karel De Gucht stellte am darauffolgenden Tag heraus: „Die Art und Weise, wie China sich in den kommenden Jahren entwickeln wird, ist von entscheidender Bedeutung – nicht nur für das chinesische Volk, sondern auch für Europa und den Rest der Welt.”
Der Altpräses der Handelskammer, Nikolaus W. Schües, Conference Chairman des „Hamburg Summit: China meets Europe“ zog am Ende der dreitägigen Konferenz ein positives Urteil. „In unseren Gesprächen war es ziemlich offensichtlich, dass sich die Volksrepublik China ihres politischen Einflusses auf der internationalen Bühne bewusst ist und Bereitschaft zeigt, die damit einhergehende globale Verantwortung zu übernehmen“. Der EU, so Schües weiter, komme dabei die Aufgabe zu, dies zu unterstützen und China bei seiner weiteren Integration in das weltpolitische und weltwirtschaftliche System zu helfen.
Seiten 20, 21 + 22: Reisen & Verkehr
Xiangyang: Umkämpft, uneinnehmbar und großartig
Eine Stadt in Hubei mit bewegter Vergangenheit und vielversprechender Zukunft
Auf Pilgerfahrt gen Osten: Mit dem Fahrrad von Berlin nach Shanghai
Teddybär-Museum in Chengdu eröffnet
Peking schmückt sich zur Weihnachtszeit
Von Ulrike HECKER
PEKING – In der Vorweihnachtszeit erstrahlen auch in China vermehrt die Lichter. In den Supermärkten findet man Lebkuchen und Weihnachtsgestecke und in den Bars und Restaurants des Barviertels Sanlitun gibt es spezielle Weihnachtsmenüs und Veranstaltungen.
Das China Culture Center bietet zu dieser Zeit nicht nur besondere Weihnachtsausflüge an, sondern auch Kurse in der Herstellung von Christbaumschmuck mit einem typischen chinesischen Design. Der Meister Wang zeigt den Schülern, wie sie mit Schnüren und Schleifen in Rot, Grün und Gold westliche Weihnachtsmotive auf chinesische Weise herstellen können. Man kann die selbstgemachten Anhänger an den eigenen Baum hängen oder an Freunde verschenken. Am 06. Dezember findet ein solcher Kurs statt.
An den Feiertagen werden die Kirchen der Hauptstadt und auch im übrigen China wieder voll sein. „Stille Nacht, heilige Nacht“, das beliebteste Weihnachtslied in China, erklingt in allen Sprachen auf den Straßen und in den Wohnzimmern.