Zu einem Symposium über das durch seine einzigartige Kultur immer wieder faszinierende Tibet hatte der Frankfurter Generalkonsul der VR China, WANG Shunqing, am 19.5.2017 in sein Generalkonsulat eingeladen. Aus Beijing war eine Delegation chinesischer Wissenschaftler angereist, um sich mit deutschen Gesprächspartnern auszutauschen.
Eingeladen hatte GK Wang einen ausgewählten Kreis von Tibetpublizisten und Kulturwissenschaftlern mit dem Fokus Ostasien, namhaften Redakteuren und Vertretern der öffentlichen Verwaltung. Die aus Beijing angereiste Delegation, die zuvor bereits Gespräche in Italien geführt hatte, wurde geleitet durch den Wissenschaftler WANG Xiaobin vom „China Tibetology Research Center – Institute for Contemporary Tibetan Studies“. Auch seine Begleiter XIAO Jie, YAN Yongshan und Frau LU Mucao setzten sich aus Angehörigen dieses Instituts zusammen, jeweils mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Forschungsbereichen. Ebenfalls der Delegation gehörte JINZHE Wangjiu an, Redakteur des Magazins „China Tibetology“. Seitens des chinesischen Außenministeriums wurden die Wissenschaftler durch Frau Botschaftsrätin WANG Lixin und PENG Wenlin begleitet.
In seiner Begrüßung stellte GK Wang die Besucher den deutschen Gesprächsteilnehmern vor, bevor WANG Xiaobin die Gesprächsführung übernahm. Er beschrieb Entwicklung und Organisationsstruktur des China Tibetology Research Centers, das sogar eine eigene Abteilung für traditionelle tibetische Medizin aufweise. Die Hälfte der Mitarbeiter seien Tibeter oder Angehörige sonstiger Minderheiten. Er wies auf aktuelle Forschungsprojekte ebenso hin wie auf eine enge Kooperation mit der Hamburger Universität. Man sei gerade auch deshalb gerne nach Deutschland gekommen, weil die deutsche Tibetwissenschaft über eine große Tradition verfüge und sehr renommiert sei. Die einzelnen Forschungsbereiche seiner Begleiter stellten diese persönlich vor, wie etwa die Tibetbefassung ausländischer Regierungen, das Verhältnis zwischen Buddhismus und Sozialismus, die Geschichte der Tibetologie oder auch die Geschichte der KPCh in Tibet. Die Zeitschrift „China Tibetology“ wurde durch ihren Redakteur beschrieben („Umfassender Ansatz Politik – Wirtschaft – Kultur“).
In der anschließenden lebhaften Diskussion bildete einen Schwerpunkt die Freiheit der Religionsausübung. WANG Xiaobin räumte ein, dass es in der Zeit der Kulturrevolution unerfreuliche Entwicklungen gegeben habe, die aber nicht nur Tibet, sondern die gesamte chinesische Gesellschaft betroffen hätten. China entwickele sich immer mehr zu einem pluralistischen Land, das auch die Religionsfreiheit gewährleiste. Die exakte Abgrenzung von Religion und Politik sei allerdings gerade in Tibet nicht einfach, weil nach tibetischer Tradition die Politik immer eine unterstützende Funktion für die Religion gehabt habe. Zudem habe es manche Dissonanzen gegeben, weil durch das chinesische staatliche System die tibetische Oberschicht manche Privilegien verloren habe. Nach dem Grund für die Europareise gefragt, wies WANG Xiaobin darauf hin, dass die Tibetfrage doch immer wieder einmal zu Verwerfungen in bilateralen Beziehungen führe, und man sich daher gerne einer sachlichen Erörterung der Fragen stellen wolle. Ein weiteres breit angelegtes, von den deutschen Teilnehmern aufgeworfenes Gesprächsthema war die Geschichte Tibets als Spielball machtpolitischer und strategischer Interessen von Großbritannien, Russland und den USA.

Das Foto zeigt das Symposium im Generalkonsulat, ganz links GK Wang, hinten i.d.Mitte Wang Xiaobin, ganz rechts Frau BRin Wang (Foto: GK der VR China).