24.06.2019, Hanau – Neue Materialien für die Technologie der Zukunft – auf diesem Feld sucht Chinas Chemie verstärkt die Kooperation mit führenden deutschen chemischen Unternehmen. Vor diesem Hintergrund besuchte am 24.06.2019 eine größere Gruppe chinesischer Unternehmenschefs das in der Fachwelt höchst angesehene Unternehmen Heraeus an seinem Sitz im hessischen Hanau.

Die Besucher aus China hatten sich zum Knüpfen konkreter Geschäftskontakte besonders renommierte deutsche Unternehmen herausgesucht, neben BASF in Ludwigshafen und Bosch in Stuttgart eben auch Heraeus in Hanau. Obwohl in der breiten Öffentlichkeit vielleicht nicht so bekannt, wie die beiden erstgenannten Unternehmen, zählt Heraeus unter den Fachleuten zu den ganz großen „Playern“. Der Technologiekonzern Heraeus ist ein weltweit führendes Portfoliounternehmen in Familienbesitz (100%). Die Wurzeln des 1851 gegründeten Unternehmens reichen zurück auf eine seit 1660 von der Familie betriebene Apotheke. In Deutschland hat es die Auszeichnung „Top 10 Familienunternehmen“ erhalten. Kriterien für die Auszeichnung sind vor allem die herausragenden wirtschaftlichen Leistungen. Gewürdigt wird aber zugleich das über Generationen fortgesetzte familienbezogene unternehmerische Engagement.
War bereits eine solch lange Unternehmenstradition für die chinesischen Besucher ein Faszinosum, so lag natürlich ihr Hauptinteresse in der weltweit bekannten Materialkompetenz des Unternehmens mit Technologieführerschaft. Heraeus bündelt heute eine Vielzahl von Geschäften in den Feldern Umwelt, Energie, Elektronik, Gesundheit, Mobilität und industrielle Anwendungen. Im Geschäftsjahr 2018 erzielte man einen Gesamtumsatz von 20,3 Milliarden Euro. Das im FORTUNE Global 500 gelistete Unternehmen beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter (einschließlich Leiharbeitnehmer) in 40 Ländern und hat eine führende Position auf seinen globalen Absatzmärkten. Heraeus gehört zu den Top 10 Familienunternehmen in Deutschland.
Tore Brand, Vize-Präsident „Communication and Brand“, empfing die Besucher und stellte die bereits skizzierte Unternehmensstruktur im Einzelnen vor, ferner die große Bandbreite der Geschäftsfelder, von Edelmetallen über Quarzglas und Elektronik bis hin zu medizinischen Komponenten, um nur einige zu nennen. Die Produkte finden Verwendung in vielfältigen Industrien, darunter Stahl, Elektronik, Chemie, Automotive und Telekommunikation. 11% des Umsatzes erziele man in Deutschland, aber 43% in Asien. In China beschäftige man 3000 Mitarbeiter in 20 Produktionsstätten. Standorte hat man in Shanghai, Shenyang, Zhaoyuan (Provinz Shandong) und auch in der als Heimat der deutschen Unternehmen bezeichneten Stadt Taicang (Jiangsu).

Eine Einführung in einen konkreten Geschäftsbereich erhielten die chinesischen Geschäftsleute zunächst durch Dr. Hans Jürgen Wachter in den Fertigungsbereich „Amloy“. Amloy sind eine Gruppe von amorphen Legierungen, welche, anders als reine Metalle und klassische Legierungen, eine ungeordnete, nicht kristalline Struktur aufweisen. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften sind amorphe Metalle Stahl, Titan und vielen anderen Werkstoffen überlegen und erfüllen somit die wachsenden Anforderungen an moderne Materialien für High-Tech Applikationen (u.a. 3D-Drucken). Zusammenfassend handelt es sich um hochelastische, hochfeste und leichte Materialien, die den traditionellen Werkstoffen überlegen sind. Der Vertreter von Heraeus machte deutlich, dass man hier sehr aufgeschlossen für Interessenten aus China sei, man sehe in Chinas moderner Hi-Tech-Wirtschaft den idealen Kooperationspartner.
Ein weiteres in der nicht-fachlichen Öffentlichkeit fast kaum bekanntes, dafür für die Zukunftstechnologien umso bedeutenderes Produkt stellte Michael Treutel mit „Porocarb“ vor.

Die kohlenstoffbasierte Plattform Porocarb (Kohlenstoff mit Porosität) revolutioniert als funktionaler leistungssteigernder Zusatz die Batterietechnologie: Sie ermöglicht eine Erhöhung der Energiedichte unter Beibehaltung der Ladeleistung von Batterien für die Elektromobilität. Praktisch kann damit vor allem die Fahrreichweite von Autobatterien erhöht werden, in China ein Hebel zur leichteren Erlangung von staatlichen Subventionen. Der Referent erläuterte eindrucksvoll die Abhängigkeit der Materialerfordernisse von den unterschiedlichen Verkehrssituationen in einzelnen Ländern. Und in China suche man sowohl Batteriezellenhersteller als Partner als auch konkrete Produktionspartner für Porocarb in China, die im Hinblick auf die rasante Entwicklung der E-Mobilität eine Massenproduktion garantierten.

Wie sehr die Präsentationen das Interesse der Fachbesucher geweckt hatten, zeigten die anschließenden Detailnachfragen und das sehr deutlich artikulierte Kooperationsinteresse von chinesischer Seite.